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Wie das Christentum die Bestattungskultur revolutionierte

Friedhöfe sind heute Orte des stillen Gedenkens. Das war nicht immer so. Sie sind Zeugnis der Vergangenheit und der damit verbundenen früheren Traditionen. 

Friedhöfe gibt es bereits seit dem 4. Jahrhundert – damals waren es Gräberfelder, auf denen es – wie heute – Erd- und Feuerbestattung gab. Sie entstanden damit zeitgleich zum Erstarken des Christentums. 

Ein zentraler Punkt des christlichen Glaubens war die Gemeinschaft, die auch über den Tod hinaus beibehalten werden sollte.

Wie das Christentum die Bestattungskultur revolutionierte

Das Entstehen gemeinschaftlicher Grabstätten

Die Begräbniskultur der Christen basiert auf dem Glauben an das ewige Leben und damit der Vorstellung der Auferstehung der Toten. Vereint wollte man auf den Tag der Auferstehung warten. So entstanden gemeinschaftliche Grabstätten, die als Vorläufer der heutigen Friedhöfe gesehen werden können. 

Als sich das Christentum dann nach und nach durchsetzte, entstanden dort auch Kirchen. Um diese Kirchen herum wurden umfriedete Kirchhöfe angelegt, auf denen Verstorbenen beigesetzt wurden. Daher stammt auch der Name Friedhof. Dieser leitet sich nicht von Frieden ab, sondern von der Umfriedung der Kirchhöfe. Durch die Beisetzung in der Nähe der Kirche sollte eine Nähe zu Gott hergestellt werden.

Beisetzung nicht ohne Nachteile

Weltlichen und kirchlichen Würdenträgern wurde das Recht zugestanden, direkt in den Kirchen beigesetzt zu werden. Nicht ohne Folgen. Denn oftmals drang der Verwesungsgestank der in der Kirche Begrabenen nach oben in den Kirchenraum.

Napoleon und die Friedhofsreformation

Seit der napoleonischen Friedhofsreformation sind Friedhöfe seitdem nicht nur Orte der Bestattung, sondern Orte von kulturellem und historischem Interesse. 

Dies liegt nicht zuletzt daran, dass nachnapoleonisch der Gedanke der Gleichschaltung wieder abgeschafft wurde. Zumindest auf den Friedhöfen. Dort kehrte bald wieder ein Standesdenken über den Tod hinaus ein. Eines der weltweit bekanntesten Beispiele hierfür dürfte der Wiener Zentralfriedhof sein. 1874 eröffnet, erstreckt er sich mit einer parkähnlichen Atmosphäre über 2,5 Quadratkilometer. An den Hauptwegen fanden und finden sich noch immer anmutige Gruften, wobei die Nebenwege der weniger betuchte Bevölkerung vorbehalten war.

Die Fortführung der Standesgewohnheiten über den Tod hinaus führt auf der einen Seite zu einer Ungerechtigkeit in der Gleichheit nach dem Tode. Aus der anderen Seite brachte sie am Beispiel des Wiener Zentralfriedhofs kulturelle und kulturhistorische Errungenschaften, die die Geschichte einer Stadt widerspiegeln können. So spiegelt dieser Friedhof die multikulturelle Vielfalt der Stadt über die Zeit wider.

Starke Geburtenraten im 19. Jahrhundert

Starke Geburtenraten und niedrige Sterbezahlen sorgten im 19. Jahrhundert für einen raschen Anstieg der Bevölkerung. Der Grund hierfür waren bedeutende Fortschritte in der Medizin und der öffentlichen Gesundheit. Die Entwicklung von Impfstoffen und eine Verbesserung der allgemeinen Hygiene bewirkte einen Rückgang der Kindersterblichkeit und eine höhere Lebenserwartung. Zusammen mit der Agrarrevolution und der Industrialisierung und Urbanisierung führten im 19. Jahrhundert zu einem Bevölkerungsanstieg um 140 Prozent. Dies verstärkte den Druck auf die vorhandenen innerstädtischen Friedhofskapazitäten noch einmal.

Anfänglich behalf man sich damit, dass die Ruhezeiten auf wenige Jahre verkürzt wurden – ein Konzept, das es auch heute noch gibt. Danach wurden die Verstorbenen ausgegraben, die Knochen gereinigt und in sogenannten Beinhäusern aufbewahrt wurden. Dort stapelten sich die Gebeine oft bis unter die Decke. Letztendlich führte diese Entwicklung dazu, dass es üblich wurde, neue Friedhöfe grundsätzlich außerhalb der Friedhofsmauern anzusiedeln.

In den folgenden Jahrzehnten und Jahren entwickeltem sich Friedhöfe und die Bestattungskultur weiter: Während noch vor 60 Jahren weniger als zehn Prozent der Verstorbenen eingeäschert wurden, sind es heute schon fast 80 Prozent. Das liegt auch daran, dass die katholische Kirche es zuließ, dass sich Menschen für eine Feuerbestattung entscheiden können. 

Das Aufkommen Alternative Bestattungsformen

Ende des Jahres 2001 wurde in Deutschland der erste Bestattungswald eröffnet. Seitdem ist das Streben nach neuen, alternativen Bestattungsarten ungebrochen. Kommunen sind ständig auf der Suche nach neuen Konzepten für ihre Friedhöfe und neue Bestattungsarten drängen in das Sichtfeld derer, die es einmal in Anspruch nehmen werden.

Hierunter fallen Konzepte wie Kompostierung, Resomation, Diamantbestattung, die Beerdigung der Asche an den Wurzeln eines neuwachsenden Baumes, die Verstreuung der Asche in einem Fluss oder aus einem Ballon aus der Luft. Diese werden diskutiert und teilweise schon praktiziert. Das zeigt aber auch, dass die Bestattungskultur nicht stehen bleibt, sondern sich stetig weiterentwickelt.

Fazit

Für uns als Bestatter bedeutet das, dass auch wir uns stets weiterbilden müssen. Manchmal gelingt uns das, in anderen Fällen müssen wir warten, bis sich die Zeit weiterdreht. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir Sie jederzeit bestmöglich beraten können.