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Kuriose Beerdigungen weltweit

Andere Länder, andere Sitten: Weltweit existieren verschiedene Bestattungsarten, die oft einen kulturellen Hintergrund haben. Wir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt.

LorAls William Moore 2022 starb, wurde ihm eine besondere Ehre zuteil. Seine Asche wurde auf dem Rasen des Old Trafford Stadions, der Heimspielstätte von Manchester United, verstreut. Eine Ausnahme, weil die Asche auch den Rasen beschädigen kann. Manchester City, Liverpool, Arsenal, Aston Villa, Chelsea, Leicester City, Everton, Newcastle, Wolverhampton und auch die Glasgow Rangers und Celtic Glasgow haben sogenannte „Memorial Gardens“ angelegt.

Auch in Deutschland gibt es Klubs, die Vereinsfriedhöfe für besonders große Fans angelegt haben. Der erste Fan-Friedhof entstand 2008 in Hamburg. Dieser liegt nur wenige Meter vom Volksparkstadion entfernt. 150 Plätze sind dort reserviert, belegt ist allerdings nur ein kleiner Teil. Deutlich besser läuft es auf dem Schalker Fan-Friedhof, den es seit 2012 gibt. Hier gibt es 1904 Plätze für Anhänger der “Königsblauen”. Eine dreistellige Anzahl der Grabfläche ist bereits belegt oder reserviert.

Für Fans kann das eine gute Möglichkeit sein, auch nach dem Tod mit dem Fußballverein verbunden zu bleiben. Das kann natürlich auch über die Gestaltung der Urne oder des Sarges passieren. Der Sarg oder die Urne könnte beispielsweise in den Farben von Manchester United gestaltet werden – Rot und Weiß – und mit dem Vereinswappen oder anderen Symbolen des Clubs verziert werden.

So werden beispielsweise in Ghana sogenannte “Fantasy Coffins” von Schreinern und Tischlern erstellt. Dahinter verbergen sich individuell gestaltete Särge in verschiedenen Formen, die die Persönlichkeit oder das Berufsleben des Verstorbenen repräsentieren. Zum Beispiel könnten sie die Form eines Autos, eines Fisches oder eines Flugzeugs haben.

Die Ursprünge der Fantasy Coffins reichen zurück in die 1950er Jahre, als der ghanaische Tischler Seth Kane Kwei begann, individuell gestaltete Särge für die Bestattung von Verstorbenen herzustellen. Anfangs wurden diese kunstvollen Särge hauptsächlich für wohlhabende Persönlichkeiten angefertigt, aber im Laufe der Zeit verbreitete sich die Praxis auch in weitere Teile der Bevölkerung.

Die Herstellung eines Fantasy Sarges ist aufwändig. Zunächst werden die Grundformen aus Holz geschnitzt und dann mit Sorgfalt und Präzision verziert. Oft werden lebendige Farben und lokale Materialien verwendet. Die Herstellung kann Wochen oder sogar Monate dauern, je nach Komplexität des Designs und den spezifischen Anforderungen des Kunden. Sie sind aber ganz klar, ein Ausdruck der Wertschätzung und Ehrung von Verstorbenen und längst kein reiner Bestattungsbehälter mehr, sondern auch ein Ausdruck kultureller Vielfalt.

Andere Länder, andere Sitten

Die starke kulturelle Bindung drückt sich auch in der Bestattungskultur der Dani, einer indigenen Gruppe in Papua-Neuguinea, aus.

Diese sind eng mit ihren spirituellen Überzeugungen und ihrem sozialen Zusammenhalt verbunden. Die Dani praktizieren eine komplexe Bestattungszeremonie, die mehrere Tage dauern kann und verschiedene rituelle Handlungen umfasst. Wenn ein Mitglied der Gemeinschaft stirbt, beginnen die Vorbereitungen für die Bestattung sofort, und die gesamte Gemeinschaft kommt zusammen, um den Verstorbenen zu ehren und die Trauer zu teilen.

Ein wichtiger Aspekt der Bestattungsriten der Dani ist die Vorstellung, dass der Geist des Verstorbenen die Welt der Lebenden verlässt und in die Welt der Ahnen übergeht. Um den Geist auf seiner Reise zu unterstützen, werden verschiedene Rituale durchgeführt, die darauf abzielen, den Verstorbenen zu ehren und seinen Übergang zu erleichtern.

Zunächst werden die Toten am Rande des Dorfes an Bäumen befestigt – mit dem Ziel, sie bei Festen immer wieder in die Gemeinschaft zurückzuholen. Sie werden also auch als Tote wieder Teil der Feierlichkeiten. Hinzu kommt, dass es für die Angehörigen Pflicht ist, mindestens zwei große Feste zu feiern, um den Geist des Toten zu ehren.

In Papua Neuguinea ist es ebenfalls Brauch, dass Angehörige über Tage bei den Toten verweilen und ihn umarmen, küssen und beweinen. Somit bitten die Hinterbliebenen um Vergebung ihrer Sünden, die sie im Laufe ihres Lebens an dem Toten begangen haben. Der Körperkontakt mit dem Verstorbenen ist für die Ureinwohner vollkommen normal.

Eine Schlüsselrolle in den Bestattungsriten der Dani spielt die Praxis der Schweinemast. Schweine gelten in der Dani-Kultur als äußerst wertvoll und werden oft als Symbol des Reichtums angesehen. Während der Bestattungszeremonie werden große Mengen an Schweinen geschlachtet und das Fleisch wird mit den Gästen geteilt. Diese Schweineopfer sind ein wichtiger Bestandteil der Dani-Bestattung Praxis und dienen dazu, den Geist des Verstorbenen zu besänftigen und seine Reise ins Jenseits zu unterstützen.

Außerdem fertigen die Dani Mumien an. Die Technik dahinter nennt sich „Rauchmumifizierung“. Dabei wird der Körper des Verstorbenen über einem offenen Feuer geräuchert, um ihn zu konservieren. Diese Mumien werden dann in speziellen Höhlen oder Gräbern beigesetzt und bleiben oft über Generationen hinweg erhalten. Die Mumifizierung ist ein wichtiger Teil der Dani-Kultur und symbolisiert den Respekt und die Ehrerbietung gegenüber den Verstorbenen. Während der Bestattungszeremonie werden auch traditionelle Tänze, Gesänge und Rituale aufgeführt, die dazu dienen, den Geist des Verstorbenen zu ehren und die Gemeinschaft zu vereinen.

Mittlerweile verboten ist ein anderes makaberes Ritual: Dabei werden Angehörigen des Toten Finger amputiert. Der abgetrennte Finger steht für den Verlust und Schmerz und dient als Ausdruck des Leids der Hinterbliebenen. Gleichzeitig soll der verlorene Finger die Geister besänftigen und als Opfergabe dienen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass einzelne Völker die Tradition heute noch weiterführen.

In Deutschland werden Verstorbene in der Regel innerhalb von einer oder zwei Wochen nach dem Tod bestattet. Grundsätzlich kann die Frist zwischen Tod und Bestattung aber von verschiedenen Faktoren beeinflusst oder auch verzögert werden. Die Bestattungsgesetze in Deutschland sind Landesrecht. Daher gelten rechtlich gesehen unterschiedliche Fristen für die Bestattung. Während Beispielsweise in Baden-Württemberg keine Frist für die Bestattung existiert, muss der Verstorbene in Rheinland-Pfalz binnen 10 Tagen nach Eintritt des Todes bestattet werden.

Bei den Torajas auf der indonesischen Insel Sulawesi hingegen werden die Verstorbenen oft monate- oder sogar jahrelang zuhause aufbewahrt. Erst später finden sie ihre letzte Ruhe in einer Berghöhle. Manchmal im Sarg, manchmal nicht. Regelmäßig werden die Särge geöffnet, damit die Toten gesäubert werden können, ihnen wird frische Kleidung angezogen und mit ihnen gesprochen.

Hintergrund ist, dass die Familie in dieser Zeit Geld für die Beerdigung sammelt. Während dieser Zeit werden regelmäßige Zeremonien abgehalten, bei denen der Verstorbene behandelt wird, als wäre er noch am Leben. In dieser Zeit gilt er auch nicht als tot, sondern zunächst als krank. Langsam, nach und nach, wird Abschied genommen. Damit die Toten über längere Zeit gut erhalten bleiben, wird ihnen das Konservierungsmittel Formalin gespritzt. Dafür haben allerdings nicht alle Toraja dafür Geld.