Trauerreden

So gelingt Ihnen eine gute Ansprache

Eine Trauerrede würdigt bei der Abschiednahme das Leben und Wirken des Verstorbenen. Sie ist damit ein wichtiger Bestandteil der Trauerfeier. Eine Grabrede in der Kirche bezeichnet man auch als Leichenpredigt, wohingegen Trauerreden in schriftlicher Form Nachruf oder Nekrolog genannt werden.

 

Trauerreden gehören für mich als Bestatter nicht zum Alltag. Dafür gibt es professionelle Redner. Es kann aber vorkommen, dass Angehörige wünschen, dass man als Bestatter auch die Trauerrede hält. Das ist oft dann der Fall, wenn eine persönliche Beziehung zum Verstorbenen besteht oder es eine Naturbestattung ist, die nicht auf einem Friedhof stattfindet. Manchmal fällt es mir schwer, die richtigen Worte für eine Trauerrede zu finden. 

Trauerreden: So gelingt Ihnen eine gute Ansprache

Oft bin ich auf Beerdigungen, bei denen ein Geistlicher oder die Familie tröstende oder persönliche Worte spricht. Manchmal gelingt es den Rednern, die Trauergemeinde zu erreichen, manchmal aber auch nicht. Und mir fällt auch auf, dass ich manches Mal die Situation, die Atmosphäre anders einschätze, als die Trauernden vor Ort. Ich habe daraus den Schluss gezogen, dass es bei einer Trauerrede nicht nur auf die Worte ankommt, sondern auf die Sympathie der Angehörigen, die diese für den Redner aufbauen.

Gute Rede, schlechte Rede

Erst kürzlich haben wir die verstorbene Mutter eines Bekannten beerdigt. Der Pfarrer kannte die Verstorbene nicht. So bezog er seine Traueransprache auf die Osterzeit und die damit verbundene Hoffnung auf die Auferstehung. Leider erreichte er damit die Trauergemeinde nicht. Die Trauerrede des Pfarrers völlig fremd und irgendwie deplatziert und das spiegelte sich auch in den Gesichtern der Anwesenden wider. 

Was der Trauerfeier dann aber einen sehr persönlichen, liebevollen und einfühlsamen „Kick“ gab, war das Lied, das die Enkelin ausgesucht hatte. Als ich das Lied spielte, richtete sich alle Aufmerksamkeit auf die Trauerhalle, die Blumen, den Sarg, die Menschen um uns herum. Nach dem Lied sprach der Enkel einige Worte. Es waren nicht viele Worte. Er erzählte von ihrer Liebe zur Natur, zu den Bienen, zum Propolis, mit dem man jede Krankheit heilen könne, und vom besten Apfelkuchen der Welt, den sie gebacken hatte. In den wenigen Worten, die er fand, spürte man die Verstorbene lebendig unter uns. Man spürte die gegenseitige Wertschätzung und die Liebe zur Verstorbenen. 

Obwohl nur wenige der Anwesenden mit der Predigt des Pfarrers etwas anfangen konnten, hörte ich in den Gesprächen nach der Trauerfeier immer wieder, wie schön und würdevoll der letzte Gang war und das lag vor allem an den persönlichen Worten.

Wie die Gliederung für eine Rede aussehen könnte

Vielleicht war diese wenig persönliche Rede eine Ausnahme. Meiner Erfahrung nach gibt es nämlich sehr viele engagierte und motivierte junge Geistliche, die wunderbare Trauerreden halten. Sie versuchen, weltliche und christliche Elemente miteinander zu verbinden. Auch mir gelingt es nicht immer, die richtigen Worte zu finden. 


Idealerweise gliedert sich eine Trauerrede in Begrüßung, Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten sind fließend. So kann eine Rede mit einem Gedicht des Abschieds beginnen, wie beispielsweise: “Du kannst weinen, dass ich gegangen bin, oder du kannst lächeln, dass ich gelebt habe.” 

Mit diesen einleitenden Worten wird eine nachdenkliche Atmosphäre gesetzt, bevor kurz der Lebenslauf des Verstorbenen geschildert wird. Das kann beispielsweise auf Grundlage einer Metapher geschehen. Besonders beliebt sind dabei solche wie “Zug”, “Haus” und “Leben” – so etwa: “Die Person ist aus dem Zug des Lebens ausgestiegen” oder “Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen und ich gehe voraus, um einen Platz für Euch vorzubereiten” (Johannes-Evangelium).

Metaphern helfen der Trauergemeinde beim Zuhören, regt die Vorstellungskraft an und die Worte bleiben besser in den Köpfen hängen. Wichtig ist es dabei, dass die Metapher auch zur Persönlichkeit der verstorbenen Person passt. Überhaupt sind Reden umso besser, je besser man die Person kannte oder je mehr die Angehörigen an persönlichen Dingen erzählt haben. 

Denn durch Schilderungen der Lebensstationen des Verstorbenen – die Hochzeit, die Geburten der Kinder, den Urlaub, die Mitgliedschaft im Sportverein, ein schnelles oder eben langsames Sterben – kann der Trauerredner die Persönlichkeit des Verstorbenen deutlich(er) herausarbeiten.

Silvia Schütz Trauerrede
Silvia Schütz bei einer Trauerrede in der kleinen Kapelle auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe

Herausforderungen bei Traueransprachen

Sollte kein persönlicher Bezug zur verstorbenen Person bestanden haben, können Traueransprachen herausfordernd sein. In meiner Arbeit kommt es aber immer häufiger vor. Die Gründe sind vielfältig: Manchmal bestand kein Kontakt, manchmal nur ein sporadischer zwischen dem Verstorbenen und den Angehörigen. 

Erst kürzlich stand ich genau vor dieser Herausforderung: Ich sollte die Trauerrede für einen Verstorbenen halten, den ich erstens nicht kannte, zweitens sollte die Rede keinerlei persönliche Bezüge enthalten, ebenso wenig wie christliche Elemente. 

Ich bin die Aufgabe dann so angegangen, dass ich viele philosophische Elemente eingebaut habe, aber mir war auch klar: Mit den genannten Einschränkungen hätte ich keine 25 Minuten füllen können.

Was macht nun eine gute Rede aus?

Es kommt auf die Details an: Einem Trauerredner sollte es gelingen, dass die Angehörigen den Verstorbenen wiedererkennen – mit seinen Stärken und Schwächen. 

Da jeder Gast eine eigene, individuelle Beziehung zur Verstorbenen hatte, wurde sie in verschiedenen Rollen unterschiedlich wahrgenommen – zum Beispiel als Arbeitskollege, Ehemann, Großvater, Freund, Nachbar oder Tennispartner. Diese verschiedenen Perspektiven und Beziehungen sollten in der Rede berücksichtigt werden.

Es ist dabei ganz egal, wer die Trauerrede hält: Oft sind es deshalb auch Angehörige, Bekannte oder Freunde, die ein paar tröstende oder erinnernde Worte sprechen, um einem geliebten Menschen zu gedenken und seinen Charakter zu würdigen. Es kann Zeit in Anspruch nehmen, die passenden Worte für eine Trauerrede zu finden, die dem Charakter des Verstorbenen gerecht werden. Eine klare Struktur hilft – wie oben bereits beschrieben – beim Verfassen der Rede.

Können Beerdigungen ohne Trauerrede stattfinden?

Ja, das ist möglich. Eine Trauerrede ist bei Bestattungen zwar üblich, aber nicht zwingend erforderlich. Anonyme Bestattungen auf dem Friedhof oder im Begräbniswald sowie stille Beisetzungen auf dem Meer finden ohne die Anwesenheit von Angehörigen statt und verzichten auf Trauerfeier, Trauerrede und Musik. 

Stattdessen kann eine Abschiednahme in Form einer stillen Andacht erfolgen, bei der die Angehörigen in Stille am Sarg oder an der Urne Abschied nehmen, oft begleitet von leiser Musik.