Hat die Todesanzeige längst ausgedient?

Über den Wandel von Tradition und digitalen Alternativen

Wer kennt sie nicht? Am Wochenende sind die Zeitungen häufig voll mit Traueranzeigen, die von den Angehörigen der Menschen veröffentlicht werden, die kürzlich verstorben sind. Was auffällt, ist, dass viele der Verstorbenen eher älter sind und kaum Todesanzeigen von jungen Menschen aufgegeben werden. Es ist daher wenig verwunderlich, dass meine Kunden auch mich als Bestatter immer wieder fragen, ob es noch zeitgemäß ist, Traueranzeigen in Zeitungen zu veröffentlichen.

Eine eindeutige Antwort kann es darauf nicht geben. Klären wir zunächst die Frage, warum es Traueranzeigen in Zeitungen überhaupt gibt? Sie erfüllen mehrere wichtige Funktionen, die sowohl praktischer als auch emotionaler Natur sind.

Zeitungsseite mit Traueranzeigen, die die Bedeutung traditioneller Veröffentlichungen zeigt.

Was zeichnet Traueranzeigen aus?

Zuallererst dienen sie der öffentlichen Bekanntmachung, dass ein Mensch verstorben ist. Sie erreicht damit vor allem Menschen, die keinen direkten Kontakt mehr zum Verstorbenen hatten. Das können Bekannte, frühere Arbeitskollegen, Freunde oder Familie sein. Gerade in der älteren Generation, die noch häufig die Tageszeitung liest, ist dies oft der effektivste Weg, um den Tod eines Menschen bekannt zu machen.

Todesanzeigen können aber auch als Einladungen für Beerdigungen, Trauerfeiern oder zu Jahrestagen des Gedenkens sein. Sie umfassen also Informationen zu Ort und Zeit der Beisetzung und ermöglichen es so, dass auch Menschen außerhalb des engsten Kreises daran teilnehmen können.

Zuletzt haben sie aber auch eine symbolische Bedeutung und sind eine besondere Form der Abschiednahme. Sie drücken Trauer, Wertschätzung und Gedenken öffentlich aus und schätzen den Verstorbenen wert. Durch eine Traueranzeige werden Menschen zu einem Teil des kollektiven Gedenkens einer Familie, einer Gemeinde oder eines anderen, größeren Rahmens. 

Vor allem für ältere Menschen, die noch regelmäßig Zeitung lesen, hat die Traueranzeige eine große Bedeutung. Sie dient nicht nur dazu, den Tod eines geliebten Menschen öffentlich zu machen, sondern ist auch ein Ritual des Abschieds.

Vom Analogen ins Digitale

Aber die Wege des Trauerns verändern sich: Klassische Zeitungen wie beispielsweise die Badischen Neuesten Nachrichten aus Karlsruhe oder die Badische Zeitung verlieren an Auflage und damit auch an Reichweite für die Traueranzeigen. 

Viele Menschen lesen Nachrichten heute lieber online und sind über soziale Netzwerke wie Facebook oder WhatsApp vernetzt. Auch in Karlsruhe ist dieser Trend nicht zu übersehen.

Vor diesem Hintergrund stellen sich meine Kunden natürlich immer häufiger die Frage, ob es sich lohnt, eine Traueranzeige in der Zeitung zu schalten oder ob sie lieber den digitalen Weg gehen sollen und wollen.

Alternativen zu gedruckten Anzeigen

Eine Alternative ist die digitale Todesanzeige. In Karlsruhe wie auch in anderen Regionen Deutschlands bieten viele Bestattungsunternehmen mittlerweile die Möglichkeit, Nachrufe auf speziellen Online-Plattformen zu veröffentlichen oder diese ausschließlich auf den Webseiten der Zeitungen vor Ort zu platzieren. 

Digitale Nachrufe bieten den Angehörigen auch die Möglichkeit, Erinnerungen, Fotos und Videos zu teilen. Gerade im digitalen Raum können solche Gedenkseiten zu einem Ort der Interaktion werden. Freunde und Verwandte haben die Möglichkeit, ihr Beileid in Form von Beileidsbekundungen zu hinterlassen oder sogar Spenden für wohltätige Zwecke zu organisieren, anstatt Blumen oder Kränze zu schicken. Diese Form der schnellen, immer verfügbaren Trauerbewältigung wird immer wichtiger. Im Durchschnitt trauern Menschen übrigens drei Jahre um ihre Angehörigen.

Die Zukunft des Trauerns

Als Bestatter sehe ich vor Ort bei meinen Kunden, dass sich die Art und Weise, wie wir über den Tod kommunizieren, verändert. Dennoch bleibt der Wunsch, einen geliebten Menschen auf würdige Weise zu verabschieden, unverändert. 

Die Wahl zwischen einer traditionellen Traueranzeige in der Zeitung und den zahlreichen digitalen Alternativen hängt oft von individuellen Vorlieben der Familie ab.

Es ist jedoch klar, dass sich der Trend hin zu einer stärkeren Nutzung digitaler Medien entwickelt. 

Gleichzeitig bleibt die klassische Zeitung für viele Menschen, insbesondere für ältere Generationen, ein wichtiger Bestandteil der Abschiednahme. Es gibt also keinen eindeutigen richtigen oder falschen Weg, sondern vielmehr eine Vielfalt an Möglichkeiten, die sich an den jeweiligen Bedürfnissen und Gegebenheiten orientieren.

Meine Aufgabe als Bestatter ist es, Ihnen, den Angehörigen diese verschiedenen Optionen aufzuzeigen und sie bei der Entscheidung zu unterstützen.