Wie Teams den Verlust eines Kollegen bewältigen
Als Bestatter begleite ich täglich Menschen in ihrer Trauer. Aber es gibt eine sehr spezifische Art des Verlustes, die viel zu häufig vernachlässigt wird: Der Tod eines Kollegen oder einer Kollegin. Wir sind so viele Stunden mit den Arbeitskollegen zusammen, mehr als manchmal mit seiner eigenen Familie. Aber wenn man dann jemanden verliert, entsteht nicht nur eine berufliche Leerstelle, sondern auch eine emotionale. Wie handeln Teams in diesem Fall?
Die erste Schockwelle
Das Team wird in der Regel von einem Todesfall völlig überrascht – auch wenn es Zeit hatte, sich auf den Tod einzustellen. Es fällt oft schwer zu begreifen, dass ein Kollege, der gestern noch fröhlich in der Küche Kaffee gekocht hat, aus dem alltäglichen Leben gerissen ist. Die Stunden und ersten Tage nach einer solchen Nachricht sind geprägt vom Schock, der Trauer, der Ungläubigkeit, aber auch der Unsicherheit.
In diesem ersten Augenblick der Betroffenheit ist es nun Sache der Arbeitgeber, ein Zeichen zu setzen. Ein offenes Gespräch im Kreis der Teammitglieder – geleitet von einer einfühlsamen Führungskraft – kann helfen, die unmittelbare Situation zu bewältigen. Es geht dabei nicht darum, sofort Lösungen zu finden, sondern erst einmal darum, den Anwesenden zu gestatten, sich auf die Trauer einzulassen.
Trauer am Arbeitsplatz zulassen
In vielen Unternehmen herrscht noch immer die unausgesprochene Regel: „Gefühle haben hier nichts verloren.“ Doch Trauer ist keine private Angelegenheit. Sie betrifft den ganzen Menschen – und damit auch den Arbeitsplatz.
Trauernde Kollegen brauchen Raum für ihre Emotionen. Vielleicht möchte jemand kurz eine Pause machen, andere sprechen über den Verstorbenen. Wichtig ist, dass niemand zu etwas gezwungen wird. Auch wer sich eher zurückzieht, soll respektiert werden.
Hier helfen Rituale: Eine gemeinsame Schweigeminute, eine Kerze am Arbeitsplatz, ein digitales Kondolenzbuch oder eine Erinnerungswand können Trauer einen Ausdruck geben.
Kommunikation als Schlüssel
Unklarheiten und Unsicherheiten können die Situation erschweren. Deshalb ist eine offene Kommunikation wichtig. Das betrifft sowohl den Umgang mit den Hinterbliebenen als auch mit dem restlichen Team.
Ein gemeinsames Meeting kann helfen, Fragen zu klären:
- Wer informiert Kunden oder Geschäftspartner?
- Wie gehen wir mit offenen Projekten um?
- Gibt es eine Möglichkeit, den Hinterbliebenen als Team beizustehen?
Führungskräfte sollten darauf achten, dass sie keine zu schnellen Entscheidungen erzwingen, sondern den Mitarbeitern Zeit lassen, sich zu sortieren.
Die Rückkehr zur Normalität – aber wie?
Die Arbeit muss weitergehen, doch wie gelingt das, ohne das Gefühl zu haben, jemanden zu vergessen? Hier gibt es kein Patentrezept. Manche Kollegen möchten so schnell wie möglich wieder zur Routine zurückkehren, während andere sich damit schwer tun.
Was hilft:
- Eine offene Fehlerkultur. Gerade in den ersten Wochen passieren Fehler, weil Routinen durcheinandergeraten sind.
- Flexible Arbeitszeiten für trauernde Kollegen, wenn möglich.
- Eine Anlaufstelle, an die sich Mitarbeiter wenden können, sei es eine interne oder externe Beratungsstelle.
Langfristige Erinnerungskultur
Mit der Zeit kehrt der Alltag zurück, doch das bedeutet nicht, dass der Verstorbene vergessen werden sollte. Eine Erinnerungskultur kann helfen, den Platz des Kollegen im Team in Ehren zu halten. Das kann ein Gedenktag sein, ein Platz im Jahresrückblick oder eine Spende im Namen des Verstorbenen.
Jeder Verlust ist einzigartig. Doch wenn Teams sich gegenseitig unterstützen, können sie gemeinsam heilen – und vielleicht sogar stärker aus dieser schweren Zeit hervorgehen.
Unterstützung und Hilfsangebote in Karlsruhe und Umgebung
In schweren Zeiten ist es besonders wichtig, dass wir daran denken, dass wir nicht alleine sind. Verschiedene Anlaufstellen in Karlsruhe wenden sich an Teams und Einzelpersonen, denen die Trauer über den Verlust von Kollegen schwer zu schaffen macht. Eine erste Anlaufstelle kann die ökumenische Telefonseelsorge in Karlsruhe sein. Sie ist unter der Nummer 0800 111 0111 oder über die Internetseite www.telefonseelsorge.de erreichbar.
Hier finden Trauernde zu jeder Tag- und Nachtzeit ein offenes Ohr. Wer lieber persönlichen Kontakt bevorzugt, sollte das Trauerzentrum Karlsruhe in Erwägung ziehen. Es bietet Gesprächsgruppen ebenso an wie Einzelgespräche. Für Teams, die einen Kollegen verloren haben, kann auch die professionell begleitete Selbsthilfegruppe eine gute Unterstützung bilden. Zumindest das Zentrum für Trauerbegleitung und Lebenshilfe Karlsruhe bietet Workshops und Beratungen für solche Teams an.
Auch wenn es schwer fällt, sollte man solche Hilfsangebote wahrnehmen, denn Trauer braucht Zeit und Unterstützung, um verarbeitet zu werden. Jeder Verlust ist einzigartig. Doch Unterstützung von Kollegen kann uns alle gemeinsam durch die Trauer tragen und möglicherweise daraus gestärkt hervorgehen.
Praktische Ansätze zur Trauerbewältigung im Team
Es ist entscheidend, dass Unternehmen proaktiv Maßnahmen ergreifen, um ihren Mitarbeitern durch Phasen der Trauer zu helfen. Neben dem Initiieren eines offenen Dialogs sollten Führungskräfte auch Workshops oder Schulungen zur emotionalen Intelligenz anbieten. Diese können den Mitarbeitern helfen, besser zu verstehen, wie Trauer sich auf die Arbeitsdynamik auswirken kann und wie man unterstützend miteinander umgehen kann.
Rituale der Erinnerung
Zusätzlich zu den bereits genannten Ritualen können Unternehmen einen jährlichen Gedenktag einführen, an dem Mitarbeiter gemeinsam an den Verstorbenen erinnern. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl und ermöglicht es den Kollegen, ihre Erfahrungen und Erinnerungen zu teilen. Solche Rituale fördern nicht nur die Unterstützung untereinander, sondern tragen auch dazu bei, den Platz des Verstorbenen in den Herzen der Mitarbeiter zu bewahren.
Persönliche Unterstützung anbieten
Führungskräfte sollten auch in Erwägung ziehen, individuelle Unterstützung für betroffene Mitarbeiter anzubieten. Dies könnte in Form von persönlichen Gesprächen, flexiblem Arbeitszeitmanagement oder dem Angebot von externen Beratungsdiensten geschehen. Indem man sich Zeit nimmt, um zuzuhören und Verständnis zu zeigen, können Führungskräfte ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiter sich sicher fühlen, ihre Trauer auszudrücken.
Zukunftsorientierte Gespräche führen
Während es wichtig ist, den Trauerprozess ernst zu nehmen, sollten Teams auch den Blick nach vorne richten. Gemeinsame Zielsetzungen und Teamprojekte können helfen, den Fokus auf die Zusammenarbeit zu legen. Zudem können regelmäßige Check-ins dazu beitragen, dass Mitarbeiter weiterhin die Möglichkeit haben, über ihre Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen.
Fazit: Gemeinsame Heilung
In einer Zeit, in der der Verlust eines Kollegen schmerzlich spürbar ist, steht die Gemeinschaft im Vordergrund. Wenn Teams sich gegenseitig unterstützen und wertschätzend miteinander umgehen, können sie nicht nur die Trauer verarbeiten, sondern auch das Band untereinander stärken. So wird der Verlust nicht zu einer permanenten Wunde, sondern zu einem Teil der Geschichte des Teams, der letztlich zur Weiterentwicklung und zum Zusammenhalt beiträgt.
In Erinnerung an unsere verstorbenen Kollegen sollten wir nie vergessen, dass wir, trotz der Trauer, die Möglichkeit haben, als Team zu wachsen und gestärkt aus dieser schweren Zeit hervorzugehen.