Der Verstorbene beim Bestatter

Ein Blick hinter die Kulissen

Wenn ein Mensch verstirbt, beginnen im Körper rasch natürliche Verwesungsprozesse. Als Bestatter ist es unsere Aufgabe, diese Prozesse so gut wie möglich zu verlangsamen und den Verstorbenen würdevoll für die Bestattung vorzubereiten. Dazu gehören verschiedene hygienische und ästhetische Maßnahmen, die es ermöglichen, den Angehörigen eine würdevolle Verabschiedung zu ermöglichenetwa bei einer Aufbahrung im offenen Sarg. Aber was genau passiert beim Bestatter, wenn ein Verstorbener für die Bestattung vorbereitet wird?




Der Verstorbene beim Bestatter

Umgang mit Verstorbenen ist geregelt

Der Verstorbene wird beim Bestatter zunächst einmal versorgt, dazu zählen etwa das Entkleiden, Waschen, Frisieren, Schminken und das Anlegen der Totenkleidung. Als Mitglied im Bundesverband deutscher Bestatter verpflichten wir uns, uns an die DIN EN 15017 zu halten. Dahinter verbirgt sich eine Norm, die unter anderem den Umgang mit Verstorbenen regelt. So müssen etwa Körperöffnungen geschlossen werden – das geschieht meist durch Tamponade. 

Im Detail sind folgende Schritte bei der hygienischen Totenversorgung notwendig

  • Verbände, Pflaster, Urinbeutel und weitere medizinische Utensilien werden entfernt. 
  • Der Verstorbene wird desinfiziert. Das heißt: Die Haut sowie Körperöffnungen werden mit Desinfektionsmittel eingesprüht.
  • Anschließend wird der Körper gewaschen. Eingetrocknetes Blut und ausgetretene Körperflüssigkeiten werden beseitigt. 
  • Sollte der Verstorbene Wunden haben, werden diese vernäht. 
  • Die Fingernägel werden gereinigt und geschnitten. Das Gesicht wird ggf. rasiert. 
  • Die Haare werden gewaschen und geföhnt.
  • Danach wird der Körper mit einer feuchtigkeitsspendenden Creme eingecremt und massiert, um einer Austrocknung der Haut vorzubeugen und die Leichenstarre zu lösen.
  • Körperöffnungen wie Rachen und Nasenlöcher  werden mit Watte oder einem Pulver verschlossen. So können keine Körperflüssigkeiten austreten. 
  • Des Weiteren werden Mund und Augen geschlossen. 
  • Nun ist der Verstorbene bereit, eingekleidet, frisiert, kosmetisch behandelt und in den Sarg eingebettet zu werden.

 

Totenwache und letztes Hemd als Rituale von früher

Bei der Totenwache hielten Familie, Freunde oder andere Mitglieder der Gemeinschaft Wache am Bett des Sterbenden, später Verstorbenen. So sollte sichergestellt werden, dass der Verstorbene wirklich tot ist. Gleichzeitig diente sie dazu, Abschied zu nehmen, zu trauern und den Toten zu ehren. Sie beginnt mit dem Eintritt des Todes und dauerte bis zur Beerdigung an, die in der Regel nach drei Tagen stattfand. Die Wache wurde rund um die Uhr gehalten, wobei sich die Anwesenden abwechselten. Während der Totenwache wurden Gebete gesprochen und Psalmen gesungen. 

Eine ähnliche Tradition gibt es heute noch im Judentum: Das Sitzen, die sogenannte  „Shiva“ ist ein wichtiger Teil des Trauerns und bietet den Hinterbliebenen die Gelegenheit, ihre Trauer auszudrücken, Gemeinschaft mit anderen Trauernden zu teilen und Unterstützung von der Gemeinde zu erhalten. Sie beginnt allerdings erst nach der Beerdigung und dauert dann sieben Tage lang. 

 

Das Anziehen des letzten Hemdes, auch “Leichenhemd” genannt, war eine Aufgabe, die von der direkten Familie ausgeführt wurde. Auch früher schon wurde sie manchmal von Totengräbern oder Leichenwäschern übernommen. Dieses Ritual symbolisierte die Vorbereitung des Verstorbenen auf seine letzte Reise und wurde als Akt des Respekts und der Fürsorge betrachtet. Wie heute noch wurde der Leichnam zunächst gewaschen und danach in ein spezielles Leichenhemd oder auch die besten Kleider, die die Person besaß, gekleidet. Das Leichenhemd war in der Regel schlicht, weiß und hatte keine Taschen. Dies stand symbolisch für Reinheit, Unschuld und machte deutlich, dass nichts Materielles mit ins Jenseits genommen werden konnte. 

Insgesamt spielten die Totenwache und das Ankleiden des letzten Hemdes  eine zentrale Rolle im Trauerprozess und in der Vorbereitung auf das Begräbnis. Diese Rituale halfen den Hinterbliebenen, den Verlust zu verarbeiten und die verstorbene Person angemessen zu verabschieden. Heute obliegen diese Aufgaben zumeist dem Bestatter.

Versorgung braucht unter Umständen einen Thanatopraktiker

Wenn der Verstorbene einen Unfall oder eine Gewalttat erlitten hat, sich die Hautfarbe verändert hat (z.B. durch Hämatome oder eine Lebererkrankung) oder eine außergewöhnlich schnelle Verwesung eintritt, geht die Versorgung des Toten über die hygienischen Prozesse hinaus. In diesem Fall wird die Versorgung auf Wunsch der Angehörigen von einem Thanatopraktiker vorgenommen. 

Ein Thanatopraktiker ist ein Fachmann, der sich mit der hygienischen und kosmetischen Versorgung von Verstorbenen beschäftigt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den Leichnam für die Aufbahrung, Trauerfeier und Bestattung vorzubereiten. Dies schließt die Konservierung, die hygienische Versorgung und die ästhetische Herrichtung des Verstorbenen ein, damit die Angehörigen einen würdevollen Abschied nehmen können.

Bei der thanatopraktischen Versorgung wird nicht nur der Körper des Verstorbenen gewaschen und versorgt, sondern auch kosmetisch behandelt und optisch wiederhergestellt, um den Verstorbenen den Angehörigen würdig zu präsentieren.

Ein Bestatter bzw. eine Thanotapraktiker sorgen also dafür, dass die Verstorbenen einen würdevollen Abschied bekommen. Dabei geht es auch darum, die Verwesungsprozesse zu verzögern, um den Angehörigen einen würdevollen Abschied zu ermöglichen und die sich anschließende Trauer zu erleichtern.